Zum Inhalt springen

Siehe auch

Sie sind hier: Startseite > Projekte > Gallimarkt-Ausstellung

Gallimarkt-Ausstellung

Die jahrelange intensive Arbeit der Gallimarkts-AG und des Seminarfaches „Von Gauklern, Herolden und Kaufmannsleuten“ hat sich bezahlt gemacht. Am Mittwoch, dem 1. Oktober 2008, wurde die Ausstellung in der Sparkasse LeerWittmund eröffnet. Besucher können die Exponate bis zum 24. Oktober besichtigen.

Zur Konzeption und Intention der Ausstellung

Foto von der Gallimarkt-Ausstellung

Die Sammlung beginnt mit einer Zeitleiste, die nicht nur die Entwicklung des Krammarktes bis zur Kirmes aufzeigt, sondern parallel dazu wichtige Daten und Phasen der Leeraner Stadtgeschichte aufführt. Der Aufbau der rund 30 Wandtafeln dahinter erfolgt weitestgehend chronologisch. Gleichzeitig lassen sich bestimmte Themenkomplexe ausfindig machen, z. B. die Verlegung der Märkte als Spiegelbild der wachsenden Infrastruktur der Stadt oder die Bedeutung des Gallimarktes für die ökonomische Entwicklung Leers dargestellt an den Beispielen des Viehmarktes und der Leinenweberei. Kleine Fotos, die sowohl die Zeitleiste illustrieren als die einzelnen Schautafeln schmücken, erleichtern die geschichtliche Einordnung der Exponate.

Foto von der Gallimarkt-Ausstellung

Immer da, wo es die Quellenlage erlaubte, treten zur Veranschaulichung Akteure auf, die den Besucher auf seinem Rundgang begleiten. Nicht nur Graf Edzard und die populären Herolde sind dabei, sondern z. B. auch eine Großbäuerin aus dem 16. Jahrhundert … Ein besonderer Reiz der Regionalgeschichte liegt sicherlich darin, dass die Akteure nicht nur die großen Männer sind, die Politik machen, sondern häufig auch die namenlosen „einfachen Leute“. Foto von der Gallimarkt-Ausstellung Nicht zuletzt aus diesem Grunde tritt Catharina Estermann auf. Sie ist – wie man damals sagte – eine „gefallene“ Frau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre Biographie konnten die Seminarfachteilnehmer in den zeitgenössischen Polizeiprotokollen ermitteln. Der Besucher der Ausstellung wird feststellen, dass Estermann zur Gallimarktsgeschichte genauso gehört wie z. B. die Themen der Kriminalität oder des Alkoholgenusses auf dem Jahrmarkt. (Beide Problemfelder werden in der Sammlung in Form einer Weinflasche dargestellt.) Gleichzeitig steht Estermann stellvertretend für all jene Frauen der damaligen Zeit, denen von Geburt an kaum Wege zu Wohlstand und gesellschaftlicher Anerkennung offen standen.

Manche der Exponate werden zusätzlich in einem kleinen „Museumsführer“ zur Veranschaulichung vorgestellt. Die Computer-Präsentation in der Sitzecke der Bank dient ebenfalls der Illustration. Sie lädt ein zu einem historischen Rundgang durch die Altstadt von Leer und zeigt dabei, wie der Gallimarkt wichtige Impulse für die Stadtentwicklung gab.
Damit wird die Intention der Ausstellung deutlich: es geht nicht nur darum, die jahrhundertlange Entwicklung des Jahrmarktes in Leer zu skizzieren, sondern gleichzeitig ein Spiegelbild unserer Stadtgeschichte aufzuzeigen. Ein solcher Ansatz ist möglich, denn die Verleihung der Marktrechte durch Graf Edzard an den Flecken Leer 1508 markierte den Beginn des enormen wirtschaftlichen Aufschwungs. Zwar wurde Leer erst 1823 zur Stadt erhoben, doch letztlich stellte dieser Akt nur formal das fest, was ökonomisch und politisch längst Realität geworden war. Gallimarktsgeschichte und Stadtentwicklung sind über weite Strecken untrennbar miteinander verbunden.

Sinn und Zweck der Projektarbeit

Die Arbeit in diesem Projekt war und ist eine Form gelebter Geschichte. Dabei ist die Auseinandersetzung mit der Regionalhistorie unserer Stadt geeignet, vergangene Geschehnisse zu konkretisieren und zu veranschaulichen. An sinnvoll ausgewählten lokalen Beispielen können generelle geschichtliche Strukturen für SchülerInnen transparent werden. Geschichte wird so erfahrbar. Ein Beispiel: die Verleihung der Waagegerechtigkeit an die Reformierte Kirche, welche die Einnahmen des Gallimarktes u. a. zur Finanzierung des Armenhauses oder der Lateinschule verwendete, kann die sozialen Aufgabenbereiche der Kirche in der Frühen Neuzeit illustrieren. Heute Foto von der Gallimarkt-Ausstellung hat der Staat diese Aufgaben übernommen. Ein anderes Beispiel: wer sich dem Themenkomplex des Galliviehmarktes widmet, wird zwangsläufig auch vom Schicksal der jüdischen Viehhändler in den 30er Jahren unter den Nationalsozialisten erfahren.

Die SchülerInnen haben in den letzten 2-3 Jahren wie Forscher agiert. Die Materialien wurden von ihnen selbstständig unter einer konkreten Fragestellung gesammelt, gesichtet und geordnet. Dabei konnten sie mit der Hilfe des umfangreichen Bestands des Stadtarchivs in die Tiefe gehen. Allen, die an der Ausstellung gearbeitet haben, ist der Blick für die historischen Ereignisse unserer nächsten Umgebung geschärft worden. Die Kausalität geschichtlicher Prozesse ist für die Projektteilnehmer unmittelbar erfahrbar geworden. Die Veranstalter hoffen, dies auf die Besucher übertragen zu können.

Fotos von der Eröffnung

Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung
Foto von der Gallimarkt-Ausstellung

Text: Claudia Lax / Fotos: Hans Michaelis, Stefan Störmer

2008-10-16,