Zum Inhalt springen

Siehe auch

Sie sind hier: Startseite > Projekte > Reichspogromnacht

75 Jahre Reichspogromnacht

Konstantin Seidler mit einigen Mitgliedern der AG 'Auf den Spuren unserer ehemaligen jüdischen Nachbarn'

Im Vordergrund ist Herr Seidler mit einigen Mitgliedern der Arbeits­gemein­schaft „Auf den Spuren unserer ehe­mali­gen jüdischen Nachbarn“ zu sehen: Antonia Benneckenstein, Berendt Hey­ken und Nemo Jans­sen hatten ge­hol­fen, die Ausstellung aufzubauen, und sprachen im Anschluss mit dem Re­fe­ren­ten über seine Rede.

Aus dem Anlass 75 Jahre Reichspogromnacht hat der Fachbereich Geschichte des TGG von der evangelischen Landeskirche die aktuelle Anti-Rassismus-Ausstellung der Amadeu Antonio Stiftung „Man hat sich hierzulande daran gewöhnt … für drei Wochen ins Haus geholt. Die 10 Tafeln thematisieren die Geschichte des Antisemitismus in Deutschland – von ihren Anfängen bis zum heutigen Tag. Die Shoah nimmt einen besonderen Schwerpunkt innerhalb der Ausstellung ein, die in einem inhaltlichen Zusammenhang mit unserer Studienfahrt nach Bergen-Belsen im Vorfeld zu sehen ist. Im Vordergrund der Präsentation steht jedoch der gegenwärtige Antisemitismus in der Bundesrepublik, seine Erscheinungsformen und die Dimension der Übergriffe auf die jüdische Minderheit in unserer Gesellschaft in jüngster Zeit.

Die Ausstellung wurde am Donnerstag, dem 21. November, um 11:30 Uhr in der Aula eröffnet. Der Sozialwissenschaftler Herr Konstantin Seidler, Mitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hannover, hielt einen sehr informativen Vortrag zum Thema Antisemitismus Heute. Er bezog sich in seiner Rede u. a. auf die britischen Dokumentarfilmaufnahmen von 1945, die in der Gedenkstätte in Bergen-Belsen zu sehen waren. Der Referent verdeutlichte aber zugleich, dass Aufklärung über die Schrecken des Holocausts nicht ausreichte, um der gegenwärtigen Judenfeindschaft entgegenzutreten.

Seidler unterschied insgesamt zwischen sieben Formen des Antisemitismus, u. a. erläuterte er das Ausmaß des sekundären Antisemitismus (d. h. die Verharmlosung oder gar Leugnung des Holocausts). Der Sozialwissenschaftler gab sogleich Hilfen an die Hand, antisemitische Äußerungen als solche zu erkennen. So werde häufig der Nahostkonflikt als Plattform für die Verbreitung von gängigen Stereotypen, Vorurteilen und Diffamierungen benutzt. Begründete Kritik an der Politik der israelischen Regierung sei nachvollziehbar, wenn differenziert vorgetragen. Allzu pauschale Urteile und Doppelstandards seien aber hier fehl am Platze.

Die Veranstaltung zur Eröffnung der Ausstellung bildete einen wichtiges Mosaikstein unserer Unterrichtseinheit, in der tragische Kontinuitäten sichtbar werden:

Die SchülerInnen, allesamt Teilnehmer der Geschichtskurse zum Thema Nationalsozialismus und deutsches Selbstverständnis des 11. bzw. des 12. Jahrgangs waren auf die komplexe Thematik vorbereitet worden. So hatten sie sich im Vorfeld auf den Spuren des Albrecht Weinberg begeben. Manche konnten die ehemalige jüdische Schule in Leer besuchen und dort die entsprechenden kurzen Videosequenzen mit dem Auschwitz-Überlebenden sichten. Am 19. November fuhren diese rund 100 SchülerInnen zur Gedenkstätte Bergen-Belsen, wo sie abermals Ausschnitte des dort gedrehten Films mit dem Zeitzeugen sehen konnten, der u. a. über den Antisemitismus in Leer der 30er Jahre, die Schrecken in Mittelbau-Dora sowie über seine Befreiung in Bergen-Belsen spricht.

In der jüngsten Berichterstattung der Lokalpresse war nachzulesen, wie die Stolpersteine der Familie Weinberg in Rhauderfehn im letzten Sommer besudelt worden waren. Ortsansässige Jugendliche haben die Gedenkplatten inzwischen wieder gesäubert …

Es liegt an uns, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Claudia Lax

2014-07-12,